Bocholt. „Arbeit gehört zum Menschsein.“ In diesem Satz fasst Bürgermeister Thomas Kerkhoff in seiner Rede die zentrale Botschaft der Foto-Ausstellung „_wertvoll arbeiten“ zusammen. Kerkhoff ist einer der Gäste bei der Eröffnung der neuen Ausstellung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Münster (KAB) in der Skylounge im Textilwerk in Bocholt. Der Termin der Vernissage war bewusst gewählt, wie Projektleiterin Ortrud Harhues verrät: Der 7. Oktober ist der Internationale Tag der menschenwürdigen Arbeit und 2023 feiert die KAB im Bistum Münster ihren 125. Geburtstag.
33 mal wertvolle Arbeit.
Auf 33 Tafeln zeigen sich 33 verschieden Personen mit einer goldenen Kugel in Händen. In kurzen Statements formulieren sie, was an ihrer Arbeit wertvoll ist. Wolfgang Kollek, Diözesanvorsitzender der KAB im Bistum Münster, dankt allen Porträtierten dafür, dass sie, so Kollek, „uns einen höchst emotionalen Augenblick geschenkt haben.“
Viele der Porträtierten sind an diesem Nachmittag bei der Eröffnung dabei. Wie die anderen der gut 50 Gäste, sehen sie die gesamte Ausstellung zum ersten Mal. Eine davon ist Claudia D., Erzieherin aus dem Nordmünsterland. Sie freut sich Teil der Ausstellung zu sein, auch wenn es ungewohnt sei, sich selbst anzuschauen. „Du stehst vor deinem Bild und andere Besucher stehen neben dir und schauen dein Bild an“, erzählt sie, „und du fragst dich, was sie wohl sehen und was sie wohl über das Bild und den Text denken.“ Die Erzieherin lächelt. “Aber stolz bin ich schon“, sagt sie dann.
„In unserer Gesellschaft wird viel wertvolle Arbeit geleistet.“
Tim und Ulrich Richartz vom Niederrhein haben Claudia D. und die anderen 32 Frauen und Männer fotografiert. Berufstätige, ehrenamtlich engagierte Menschen, Familienmänner und Familienfrauen. „In unserer Gesellschaft wird viel wertvolle Arbeit geleistet“, weiß Wolfgang Kollek, doch nicht immer bekomme sie die Anerkennung, die sie verdient. Mit „_wertvoll arbeiten“ wolle die KAB die vielfältige Arbeit wertschätzen und die Bedeutung wertvoller Arbeit für die Gesellschaft sichtbar machen. Für Kollek gehört dazu, über Rahmenbedingungen zu sprechen, die gute Arbeit braucht: existenzsichernde Löhne, unbefristete Verträge, Mitbestimmung, Tarifbindung und ausreichender Gesundheitsschutz.
Etwas Sinnvolles tun und gute Kollegen*innen.
In den Aussagen der Porträtierten geht es zunächst weniger um Geld oder Karriere. Sie erzählen von anderen Aspekten, die ihre Arbeit wertvoll machen: gute Kollegen*innen, das Gefühl etwas Sinnvolles für andere zu tun, durch Arbeit einen Platz in der Gesellschaft zu finden oder besondere Herausforderungen zu meistern. Auch kritische Töne fehlen nicht – wenn beispielsweise die medizinische Fachangestellte Lena K. darauf hinweist, dass es keinen Applaus für die Arbeit in den Hausarztpraxen während der Corona-Pandemie gab.
Auch Martin Althoff von den Alexianern weiß, wie Arbeit Menschen Rückhalt und Stabilität geben kann. Seit kurzem ist die Alexianer IBP GmbH Betreiberin der Skylounge im Textilwerk. „_wertvoll arbeiten“ ist die erste Ausstellung, die in Althoffs Zeit fällt. Auch die Skylounge sei ein Projekt für Menschen, die, so Althoff, „außen vor stehen“ und für die Arbeit hier eine Chance sei wieder mitmachen zu können. Mitmachen und sich und die eigene Arbeit wertvoll zu empfinden – dazu ermuntert die Wander-Ausstellung ihre Besucher*innen. Im Gästebuch fragt die KAB: „Was macht ihre Arbeit wertvoll?“
Die Ausstellung wandert.
„wertvoll arbeiten“ ist noch bis Ende Oktober im Textilwerk in Bocholt. Ab 5. November ist die Ausstellung im Josefhaus in Heiden zu sehen.
https://textilwerk.lwl.org/de/
Foto und Text: H. Honauer
