Münster. Die Arbeitsbedingungen auf Deutschlands Autobahnen und die Tarifflucht vieler Unternehmen standen im Mittelpunkt des Gesprächs von Bischof Dr. Felix Genn und der Leitung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Münster. Bischof Genn ist Schirmherr der Aktion „Nikolaus im Fahrerhaus“, mit der die KAB am zweiten Adventswochenende auf Autobahn-Rastplätzen im Bistum Münster auf die Arbeit der Fahrer*innen aufmerksam machen will.
KAB-Nikolausaktion auf der Autobahn mit Bischof Genn
Gemeinsam mit der KAB wird Bischof Genn am 10. Dezember 2023 an der A1 Nikolaustüten an die Fahrer*innen verschenken. Beim Dank allein soll es nicht bleiben, sagt Sigrid Audick, stellvertretende Diözesanvorsitzende der KAB. Um den Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen vor allem von osteuropäischen LKW-Fahrern Nachdruck zu verleihen, hat die KAB das Positionspapier „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit auf der gleichen Autobahn“ formuliert und veröffentlicht. „LKW-Fahrer*innen sind oft viele Wochen quer durch Europa unterwegs, weit entfernt von ihren Familien“, erklärt Audick. „Sie verbringen Wochenenden auf Autobahnparkplätzen, in ihren Fahrerhäusern, werden schlecht bezahlt. Das müssen wir als Gesellschaft viel verantwortlicher in den Blick nehmen“, sagt die KABlerin.
Tarifbindung statt Tarifflucht
Deutlich Position bezieht die KAB auch in der Frage der Tarifbindung. Nur noch die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland profitieren von Tarifverträgen, klagt Wolfgang Kollek, Diözesanvorsitzender. In der Regel bedeute dies für die andere Hälfte Lohneinbußen und schlechtere Arbeitsbedingungen. In vielen Branchen wie der Gastronomie und der Landwirtschaft sei die Anzahl der Beschäftigten, die nach einem gültigen Tarifvertrag bezahlt werden, besonders niedrig. Auch Bischof Genn zeigte sich besorgt über diese Entwicklung, über die Ausbeutung von Arbeitnehmer*innen und die dadurch wachsende soziale Schieflage in der Gesellschaft. Hermann Hölscheidt, Geschäftsführer des Verbandes, regte an, die Vergabe von Aufträgen der Kirchengemeinden daran zu binden, ob die Firmen nach Tarif bezahlen.
Stimme der Arbeitenden und der Gesellschaft in der Kirche
Bischof Genn dankte dem Sozialverband, dass er, so Genn, „immer wieder die Stimme für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und für die Gesellschaft“ erhebe. Er bestärkte die Diözesanleitung der KAB, sich weiterhin mit ihren Themen und Anfragen in der Kirche einzumischen und für Gerechtigkeitsfragen zu sensibilisieren.
Eine Aufgabe der KAB sei auch, die eigenen Mitglieder durch Bildung und ein gutes Miteinander zu stärken. Das sei notwendig, so der Bischof von Münster, um sich in einer immer komplexeren Welt zurechtzufinden und sich beispielsweise gegen Stammtischparolen und Rechtspopulisten zu wehren.
Weitere Infos:
• Gleicher Lohn auf Deutschlands Autobahnen
• Nikolaus im Fahrerhaus
• Erklärung von Münster zur Lohngerechtigkeit (pdf)
Text: KAB
Foto: Swetlana Klein, KAB
30.11.2023
