Osterwick. Die KAB Osterwick lädt am 27. Januar 2024 um 18:00 Uhr zu einer heiligen Messe alle Mitmenschen in die Pfarrkirche in Osterwick ein.
Am 23. Januar jährt sich der Todestag des seliggesprochenen Widerstandskämpfers und christlichen Gewerkschaftlers Nikolaus Groß.
Am 23.01.1945, wenige Monate vor Ende des Krieges, wurde er von den Nationalsozialisten hingerichtet.
Die katholische Arbeitnehmer-Bewegung Osterwick gedenkt dem KAB-Funktionär in der Vorabendmesse und möchte damit auch ein Zeichen gegen Rechts und für unsere Demokratie setzen.
Nikolaus Groß arbeitete in seiner Jugend als Stahlarbeiter und Bergmann, bevor er sich 1920 der christlichen Gewerkschaftsarbeit zuwandte. So wurde er schließlich Redakteur der Westdeutschen Arbeiterzeitung (später umbenannt in Kettelerwacht), dem Verbandsorgan der katholischen Arbeiterbewegung (KAB) Westdeutschlands. Nach dem Verbot der Zeitung, übernahm er die Verbandsleitung der KAB Düsseldorf und vertrat die KAB auf katholischen Konferenzen. Ab 1939 leitete er den Verband der KAB im Kettelerhaus in Köln.
Schon früh engagierte er sich mit Freunden, wie Jakob Kaiser, Otto Müller, Josef Jakob und Bernhard Letterhaus, gegen den Nationalsozialismus im sogenannten Kölner Kreis, der eng mit dem Berliner Kreis um Carl Friedrich Goerdeler zusammenarbeitete. Der Kreis beteiligte sich unter anderem an den Personalplanungen und Alternativen für die Zeit nach Hitler.
Im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944, an dem er allerdings nicht beteiligt war, wurde er schließlich verhaftet, von dem Blutrichter Roland Freisler verurteilt und schließlich in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Seine Frau, die ihm nachfuhr, als er nach Plötzensee gebracht wurde, durfte ihn lediglich 15 Minuten sehen, um sich zu verabschieden. Die Hinrichtung am 23.01.1945 wurde, auch vor der Familie, zunächst geheim gehalten. Bis in den Februar hinein versuchten viele Personen (unter anderen der Kölner Erzbischof Joseph Frings) ihn zu retten und formulierten ein Gnadengesuch, nicht ahnend, dass das Todesurteil bereits vollstreckt worden war. Erst später sandte man die Rechnungen über die Verteidigungs- und Hinrichtungskosten der Witwe und ihren sieben Kindern zu. Seinen Abschiedsbrief erhielt die Familie erst nach dem Krieg im Juli 1945.
Die katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) zählt Nikolaus Groß zu ihren Märtyrern, die für ihren Kampf für Gerechtigkeit und Glauben, und gegen den Nationalsozialismus gestorben sind.
Im Jahr 2001 wurde er von Papst Johannes Paul II seliggesprochen.
Die KAB Osterwick weist darauf hin, dass gerade in der heutigen Zeit, in der die abstoßenden faschistischen und rechtsradikalen Ideologien wieder im Vormarsch sind (und eine rechtsradikale Partei stellenweise bis zu einem Viertel der Wählerstimmen erhält) das Gedenken an solche Märtyrer dringender denn je erscheint.
Die KAB erinnert daran, wie viel Leid und Menschenleben es erfordert hat, unsere Demokratie, wie wir sie zurzeit haben, zu erkämpfen. Menschen, die sich nicht schämen, radikale Positionen zu vertreten und Parteien in diesem Umfeld zu wählen, sollten sich dies klarmachen. Auch die Unzufriedenheit mit Politikern und der Politik oder die Zukunftsängste der Menschen sollten nicht dazu führen, dass das Opfer von Menschen wie Nikolaus Groß und vielen weiteren, umsonst war.
Text: Ludger Knipper
23.01.2024
