Als Viehzüchter nach Papua Neu Guinea
Von den Beatles hat Georg Plank 1964 bei einem Friseurbesuch zum ersten Mal gehört. Auf der Rückreise von Papua Neu Guinea, als ein Londoner Friseur ihm die Haare nicht raspelkurz schneiden wollte, ihm stattdessen die neue „Beatles-Pilzkopf-Mode“ empfahl. Vier Jahre war Plank nicht mehr in Europa gewesen, vier Jahre lang war er Entwicklungshelfer in Papua Neu Guinea, dem Inselstaat im Pazifik, nahe Australien. Viel weiter weg vom Münsterland kann man kaum arbeiten und leben. Für die Hinreise brauchte Georg Plank vier Jahre zuvor fast eine Woche, bis er seinen Einsatzort erreichte: die Missionsstation der Steyler Missionare Timbunke. Ein Wunsch und ein Abenteuer erfüllten sich für den jungen Melkermeister und Viehzüchter.
Heute ist Georg Plank 86 Jahre alt und lebt mit seiner gleichaltrigen Frau in Borken. Seine Augen sind nicht mehr die besten, die Beine seiner Frau auch nicht. „Sie sieht für mich, ich laufe für sie“, sagt er schlicht. So lasse es sich auch mit fast 87 Jahren noch gut im eigenen, barrierefreien Zuhause leben.
Er hat ein Buch über seine Zeit in Papua Neu Guinea geschrieben. 84 Jahre ist er alt, als er das Buch beendet. „Ich habe es geschrieben, damit ich geistig fit bleibe“, sagt er. Nicht in einem Rutsch, sondern über viele Jahre hinweg hat er seine Erinnerungen notiert, Kapitel für Kapitel. 64 Kapitel sind es geworden. Gewidmet hat er das Buch seiner Nichte Monika und der Enkelin Charlotte.
Als Melkermeister nach Neu Guinea
Die Idee, in die Entwicklungshilfe zu gehen, schlummerte schon lange in dem jungen Mann, erzählt er. Als er von der Idee der Steyler Missionare hörte, für die Bevölkerung am Sepik-Fluss die Rinderzucht einzuführen und zu fördern, „war ich die erste Person, die sich für diesen Einsatz meldete“, erzählt Georg Plank stolz. Der junge Mann hatte eben seine Bundeswehrzeit hinter sich und die Prüfung zum Melkermeister geschafft. Über Misereor konnte der Einsatz finanziert werden und so startete Plank vom Flughafen München-Riem mit Ziel Pazifik.
Seine Familie war nicht einhellig begeistert von diesem Vorhaben. „Mein Bruder Paul, selbst Franziskanerbruder, und meine Mutter unterstützen meine Entscheidung voll und ganz“, erinnert sich Georg Plank. Sein Vater hingegen war absolut dagegen. „Kein Beruf mit Zukunft, ein Beruf ohne Geld. Mein Vater fragte sich, was aus mir werden soll“, so schildert Plank die Bedenken des Vaters. Durchaus verständlich, wenn man weiß, dass der damals 22- Jährige gerade mal mit einer Art „Taschengeld“ für die nächsten vier Jahre rechnen konnte. „Das reichte mir und ein bisschen leichtsinnig war ich halt auch“, lacht Plank.
Plank setzt sich über die Bedenken hinweg, lernt Englisch, besucht einen Vorbereitungslehrgang an der Landvolkshochschule Klausenhof in Dingden und fliegt am 21.10.1960 los. „Vor 65 Jahren hat für mich ein neues Leben angefangen“, sagt er heute.
Für den jungen Niederbayern ist alles neu und fremd. Die Hitze, die Landschaft, die einfachen, offenen Holzbauten mit Außentoilette auf der Missionsstation. Fernsehen hatte er damals noch nicht, also hatte er vor der Reise wenige Bilder und keine klaren Vorstellungen von Land und Leuten. „Mit jedem Tag der Reise wurde es wärmer und die Kleidung wurde weniger“, schmunzelt er.
Auf „seiner“ Station arbeiten neben den beiden Patres fünf Steyler Missionarsschwestern. Georg Plank ist zunächst der Einzige, der für das Viehzucht-Projekt arbeitet. Er ist auf sich allein gestellt, hat keine Hilfsmittel und kämpft gegen Ungeziefer und mangelnde Sprachkenntnisse. Dennoch genießt er die Arbeit, lernt Entwicklungshelfer*innen aus anderen Ländern kennen, schließt Freundschaften vor Ort. Er unterstützt die Einheimischen bei Haltung und Zucht der Rinder, erwandert in seinem Urlaub das Hochgebirge von Papua Neu Guinea und sieht zum ersten Mal Edelweiß auf 3000 m Höhe. Zweimal erkrankt er an der Dreitages-Malaria. Kurz nach seiner Heimkehr befällt ihn Gelbsucht und wieder bekommt er heftige Malariaanfälle. Letztere bescheren ihm lange Klinikaufenthalte in Deutschland.
Im April 1964 heißt es für Georg Plank Abschied nehmen von Papua Neu Guinea. Er reist drei Wochen lang zurück – über Australien, Hawaii, die USA und London. Bei der Rückkehr nach Europa erscheint dem inzwischen 26-jährigen wieder alles fremd und neu. „Keiner hat Zeit. Alle hetzen“, beschreibt er seinen Eindruck.
Georg Plank möchte irgendwann wieder zurück, er hat sogar schon ein Visum zur Wiedereinreise bekommen. Aber, wie so vieles im Leben, kommt es anders. Er heiratet, zieht nach Borken, wird Vater dreier Töchter, arbeitet bei einer Bank und engagiert sich in der örtlichen KAB. Sein neues Leben ist auch hier im Münsterland weitergegangen, sagt er. Nächstenliebe, Ehrenamt, Menschen in Not helfen – das seien die Leitplanken seines Lebens.
Manches sehe er im Alter anders als früher, überlegter, ruhiger. Ob er heute jungen Menschen einen solchen Einsatz empfehlen würde, wollen wir wissen. Er nickt. Die Rahmenbedingungen müssten stimmen und eine seriöse Entwicklungshilfe-Organisation sollte vermitteln, sagt er. Eine Berufsausbildung, die vor Ort auch gebraucht wird, gehöre dazu. Gut sei, wenn die Familie dahinterstehe und auch ein Arbeitsplatz bei der Rückkehr vorhanden sei.
„Ich war schon leichtsinnig damals“, sagt er noch einmal, aber er sieht nicht danach aus, als bereue er das. „Anders als die anderen sein, wollte ich“, ergänzt er – und das sei geblieben in seinem neuen Leben seit 1960.
Text: Heike Honauer/Maria Kemper-Herbers
Buchbestellung:
Wer die Erinnerungen von Georg Plank lesen möchte, kann sein Buch per Email bestellen bei maria-kemper-herbers@web.de. Es umfasst 174 Seiten im DIN A4-Format und 94 Bilder. Das Buch ist im Selbstverlag erschienen.
Preis: 25 € (inkl. Porto und Spende für die Steyler Missionsschwestern)
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Wer die Erinnerungen von Georg Plank lesen möchte, kann sein Buch per Email bestellen bei maria-kemper-herbers@web.de. Es umfasst 174 Seiten im DIN A4-Format und 94 Bilder. Das Buch ist im Selbstverlag erschienen.
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