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KAB Diözesanverband Münster

Zeit für ein besseres Arbeitsleben.

Ausgebeutet, betrogen und gedemütigt: Arbeitsmigranten*innen in Deutschland.

„Erzähl mir nichts! Es hat sich nichts verändert!“ – Mit Freude und ein bisschen stolz will ich gerade meinem Bruder Florian am Telefon erzählen, wie die Gewerkschaft „Nahrung Genuss Gaststätten“ (NGG) der Fleischindustrie einen Mindestlohntarifvertrag abgerungen hat und dass der Bundesarbeitsminister diesen Mindestlohntarifvertrag bald für allgemein verbindlich erklären wird. Da unterbricht mein Bruder mich recht ungeduldig: „Erzähl mir nichts! Es hat sich nichts verändert. Was ich jeden Tag höre, das ist ganz anders, als das, was du da erzählst!“

Totalerschöpfung. Wer krank ist, kann gehen.
Mein Bruder ist Arzt. Jeden Tag sieht und hört er in seiner Praxis das Leid und die Enttäuschung von Frauen und Männern, die als Arbeitsmigrant*innen in der Fleischindustrie, im Obst- und Gemüseanbau oder in der Torfindustrie wie Verbrauchsmaterial verschlissen werden. Hier ein Beispiel: Der Patient arbeitet in einer Reinigungskolonne eines großen Geflügelschlachthofs - elf Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, der Patient weiß nicht mehr, wie lange er das schon macht. Die Totalerschöpfung der Patientinnen und Patienten ist fast schon alltäglich. Viele arbeiten sechs Tage in der Woche und zwölf Stunden am Tag. Sie haben keine Möglichkeit der Regeneration, weil sie durch ihre Arbeits- und Lebensbedingungen ständig physisch und psychisch unter Druck stehen. Daraus resultieren eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen: Überlastungsschäden im Bereich der Extremitäten und Wirbelsäule, wiederholte und hartnäckige Infektionen durch mangelhafte hygienische Zustände in den Unterkünften und durch gesundheitsschädliche Bedingungen an den Arbeitsplätzen. „Corona“ ist eine davon, nicht die einzige! Aufgrund von Übermüdung sind Arbeitsunfälle wie Schnittverletzungen an der Tagesordnung. Häufig lassen sich die Verletzten und Erkrankten aber nicht krankschreiben, weil ihnen vom Arbeitgeber ganz deutlich gesagt worden ist: Wer mit dem gelben Schein kommt, kann gehen.

Defekte Schutzanzüge. „Du bist nicht mehr wert.“
Verätzungen am ganzen Körper sieht mein Bruder bei Patienten, die für Reinigungsarbeiten in den Schlachthöfen oftmals keine ausreichende Schutzkleidung zur Verfügung haben und zudem unter hohem Zeitdruck arbeiten. Ein Mitarbeiter einer Reinigungskolonne bei einem Geflügelverarbeiter in Lohne stellte sich in der Praxis vor, übersät mit ausgeprägten Verätzungen am ganzen Körper. Sämtliche Arbeiter der Reinigungskolonne, so berichtete er, hätten ähnliche Verätzungen, da es zwar Schutzanzüge gäbe, diese jedoch defekt und völlig unzureichend wären. Immer wieder erzählen Patienten meinem Bruder von Kolleginnen und Kollegen, die aufgrund von Krankheit sofort aussortiert und ersetzt werden. Entsprechend hoch ist der Druck, trotz Krankheit und Schmerzen durchzuhalten. Zur Ausbeutung kommt die Demütigung: „Du bist nicht mehr wert!“

Wenn mein Bruder als Arzt solches Unrecht anklagt, dann kann ich mich als Priester nicht raushalten!

Abhängigkeit. Ausbeutung. Moderne Sklaverei.
In Nordrhein-Westfalen hat Arbeitsminister Karl-Josef Laumann im Sommer 2019 dreißig Großschlachthöfe kontrollieren lassen unter dem Blickwinkel der Arbeitssicherheit. Die Ergebnisse sind nach Laumanns Bekunden „katastrophal“. Mehr als 8000 festgestellte Verstöße gegen die Gesetze. Und da ging es noch gar nicht um Arbeitsausbeutung und moderne Sklaverei. Genau das ist aber die Realität: Moderne Sklaverei! Menschen werden in mehrfache Abhängigkeiten gebracht und dann brutal ausgebeutet. Über Werkverträge und Leiharbeit werden Menschen wie Maschinen angemietet und nach Verschleiß weggeworfen.
Durch die Arbeitszeiten sind die Betroffenen über Jahre hin nicht in der Lage, Sprachkurse oder Integrationsangebote wahrzunehmen. So sprechen viele kaum Deutsch. Rund um die Uhr haben sie bereit zu stehen, Arbeit wird häufig kurzfristig per SMS befohlen, Überstunden werden nicht selten spontan angeordnet. Die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben in den Wohnorten ist dadurch sehr erschwert oder unmöglich. Eine Integration der Arbeiter, und jetzt verstärkt auch ihrer Familien, kann so kaum stattfinden. Parallelwelten sind entstanden.

Leben unter entsetzlichen Bedingungen. In Deutschland.
Ein Übriges tut die auf Abschottung angelegte Unterbringung. Arbeitsmigranten hausen - zum Teil mit Kindern – in verschimmelten und überbelegten Bruchbuden. Alteingesessene Bürger zocken sie dafür mit Wuchermieten ab. Mitten unter uns, und doch fern der Wahrnehmung! Ende Oktober 2022 hat NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach eine großangelegte Razzia in der Leiharbeiter-Szene in Gronau an der niederländischen Grenze angeordnet und selbst begleitet. Es ging um menschenunwürdige Unterbringung, um ausbeuterische Wohn- und Arbeitsverhältnisse von Arbeitsmigrant*innen, die auf deutscher Seite in Bruchbuden hausen und in den Niederlanden schlachten. Der Befund: Matratzenmieten zwischen 300 und 400 Euro im verschimmelten Mehrbettzimmer, Brandschutzmängel, fehlende Stromversorgung. Das ist nicht neu, aber umso empörender! Die Ministerin sprach von ausbeuterischen Miet- und Wohnverhältnissen und von „moderner Sklaverei“. Die ebenfalls beteiligte niederländische Arbeits- und Sozialministerin sagte: „Allzu oft werden Wanderarbeiter noch immer als Bürger zweiter Klasse behandelt und leben und arbeiten unter entsetzlichen Bedingungen.“

Wegwerfmenschen. „Schneller!“
Das erste Wort, das Arbeitsmigrant*innen in unserer Sprache lernen, ist das Wort: „Schneller!“ Ärzte wie mein Bruder berichten sehr eindrücklich, was das mit Frauen und Männern macht, wenn sie 6 Tage in der Woche, 12 Stunden am Tag bei minus 18 Grad arbeiten oder immer den gleichen Schnitt durch einen Tierkörper machen oder 30kg-Kisten schleppen. Zur körperlichen Belastung kommt die psychische: Die Demütigungen, die Angst und die ständige Sorge, wie es morgen weitergeht. Menschen werden zu Krüppeln geschunden, dann aussortiert, weggeworfen und ersetzt – Wegwerfmenschen!

Wir haben es hier mit Menschenhandel zu tun, mit der Mafia. Ausbeutung von Menschen, Sklaverei, „funktioniert“ bis heute immer da, wo Menschen als Nummer geführt werden, wo sie kein Gesicht haben, keinen Namen und keine Geschichte. Osteuropäische Arbeitsmigrant*innen sind ihrem deutschen Umfeld meist nicht persönlich bekannt: Sie leben unter uns und sind doch Bürger einer dunklen Parallelwelt, eine große anonyme Gruppe, eine „Geisterarmee“: Arbeitskräfte ohne Gesicht, ohne Namen und Geschichte. So werden sie ohne Aufsehen und ohne schlechtes Gewissen ausgebeutet, betrogen und gedemütigt. Das geschieht in der Parallelwelt unserer sozialen Marktwirtschaft!

Laut werden! Jesus identifiziert sich mit den Schwachen.
Ein KAB-Thema? Hängen wir uns da rein? Werden wir laut, auch um den Preis von Konflikten? Christlichem Leben wohnt das Prophetische inne, das Wachsame und Achtsame. Im Alltag bedeutet das: situationsbezogenes Handeln, Leben im Hier und Jetzt, Dienst an der Welt, tätige Solidarität, Beten und Wachen. Barmherzigkeit ist die Haltung, die daraus erwächst: „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen…“ – Jesus identifiziert sich mit den Schwachen. Solche Barmherzigkeit macht stark und demütigt nie. Sie beruhigt nicht, sondern prangert Ungerechtigkeit an. Ihr empfindlicher Punkt ist die Missachtung der Kleinen und Schwachen. Dagegen steht sie auf und skandalisiert das Unrecht. Barmherzigkeit, biblisch verstanden, führt in die Freiheit; sie ist in hohem Maße politisch und parteiisch.

Papst Franziskus: Gegen die Herrschaft des Geldes kämpfen.
KAB ist parteiisch, ist Lobby für die, die keine Lobby haben. KAB muss kampagnenfähig sein. Wenn das Unrecht schrill ist, muss auch ihr Aufschrei schrill sein! In seiner Sozialenzyklika „Fratelli tutti“ schreibt Papst Franziskus: Solidarität bedeute, „… dass man im Sinne der Gemeinschaft denkt und handelt, dass man dem Leben aller Vorrang einräumt – und nicht der Aneignung der Güter durch einige wenige. Es bedeutet auch, dass man gegen die strukturellen Ursachen der Armut kämpft: Ungleichheit, das Fehlen von Arbeit, Boden und Wohnung, die Verweigerung der sozialen Rechte und der Arbeitsrechte. Es bedeutet, dass man gegen die zerstörerischen Auswirkungen der Herrschaft des Geldes kämpft.“ (116) „Aus diesen Gründen“, so der Papst, „respektiert die Kirche zwar die Autonomie der Politik, beschränkt aber ihre eigene Mission nicht auf den privaten Bereich. Im Gegenteil, sie kann und darf beim Aufbau einer besseren Welt nicht abseitsstehen, noch darf sie es versäumen, die seelischen Kräfte [zu] wecken, die das ganze Leben der Gesellschaft bereichern können. Es stimmt, dass religiöse Amtsträger keine Parteipolitik betreiben sollten, die den Laien zusteht, aber sie können auch nicht auf die politische Dimension der Existenz verzichten, die eine ständige Aufmerksamkeit für das Gemeinwohl und die Sorge um eine ganzheitliche menschliche Entwicklung umfasst. Die Kirche hat eine öffentliche Rolle, die sich nicht in ihrem Einsatz in der Fürsorge oder der Erziehung erschöpft, sondern sich in den Dienst der Förderung des Menschen und der weltweiten Geschwisterlichkeit stellt.“ (276)

Solidarität und Teilhabe. Auf allen Ebenen.
Solidarität ist gefordert und das bedeutet viel mehr als Mildtätigkeit. Sie ist nicht Almosen. Sie macht den Menschen in Not stark, gegen Ungerechtigkeit aufzubegehren. Von Bischof Helder Camara aus Brasilien stammt das Wort: „Wenn ich den Armen Brot gebe, nennt man mich einen Heiligen. Aber wenn ich frage, warum die Armen nichts zu essen haben, dann werde ich als Kommunist beschimpft.“ Solidarität ermöglicht Teilhabe - gerade der Kleinen, und zwar auf allen Ebenen. Als Pastor am Niederrhein habe ich oft gehört, was früher die Unternehmer den Pastören gesagt haben: „Holt Ji se man dumm, wi holt se bi d´ Arbeit.“

Konflikte riskieren. Glaube muss konkret werden.
Christen haben zur Ungerechtigkeit immer noch Alternativen! Als Christ und als Priester darf ich nicht die Augen verschließen vor dem, was mich als Bürger, als Kollege und Nachbar betreffen und beunruhigen sollte. Glauben und Frömmigkeit führen nicht aus der Wirklichkeit der Welt heraus, sondern mitten in sie hinein. Eine „Mystik der offenen Augen“ lässt mich hinschauen und Dinge beim Namen nennen. Die kürzeste Definition von Religion lautet: „Unterbrechung“. Die Gesetze des Marktes, die Sachzwänge einer Realpolitik hinterfragt und unterbricht Religion mit den schlichten Fragen: „Warum?“ „Für wen?“  

Die Verkündigung der Frohen Botschaft muss immer konkret werden. Je weiter wir an die Ränder gehen, desto konkreter müssen wir werden. Das führt unweigerlich zu Konflikten. Christentum ist Dienst an der Welt. In diesem Dienst macht man sich die Hände schmutzig, zwangsläufig! Und wenn nicht die KAB da ganz vorne kämpft – wer dann? Als Priester kann ich mich nicht raushalten. Seelsorge verlangt, dass man sich kümmert und sich einmischt. „Der Hirt muss nach seinen Schafen riechen“ (Papst Franziskus) An meiner ersten Seelsorgestelle in Recklinghausen hat der Pfarrer mir mal gesagt: „Wenn im sozialen Brennpunkt bei einer armen Familie eine Waschmaschine fehlt, dann ist es eigentlich egal, ob wir sie dahin bringen oder die Kommunisten. Hauptsache, die Waschmaschine kommt dahin…“
    
Sehen – urteilen - handeln. Glaube fordert klare Positionen gegen Ausbeutung.
Der Bruch zwischen Evangelium und Kultur sei das Drama unserer Zeitepoche, betont im Jahr 1975 Papst Paul VI. in seiner Enzyklika „Evangelii nuntiandi“ (EN 34). Zwischen dem Lebensgefühl moderner Menschen und der kirchlichen Verkündigung, zwischen den Fragen der Menschen und den Antworten der Kirche tut sich heute mehr denn je eine breite Kluft auf. Diese Kluft zu überbrücken, ist die KAB angetreten; da leistet sie Unverzichtbares!

„Das Reich Gottes ist nicht indifferent zu den Welthandelspreisen“, so hat die Würzburger Synode im Jahr 1975 gesagt. Das heißt: Der gläubige Mensch ist nicht aus der Wirklichkeit der Welt herausgenommen, sondern mitten in sie hineingestellt. Die Gläubigen sollen sehen, urteilen und handeln. Die Kirche muss der Ort sein, wo die Verantwortung für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung gelehrt und vorgelebt wird, wo Solidarität, Barmherzigkeit und Versöhnung gelernt und bezeugt werden, wo es eine klar erkennbare Option für die Armen gibt. Eine Wirtschaftsordnung, die aus Gier sich der Grenzen von Ethik und Moral entledigt, ist dagegen wie ein Krebsgeschwür mit tödlichem Wachstum!

„Wie kann es sein, dass Menschen so behandelt werden in Ihrer doch so christlich geprägten Region?“, das bin ich im Hinblick auf die Fleischindustrie und das Oldenburger Münsterland oft gefragt worden. Vielleicht, weil zu viele wegschauen, ihr Gesicht und ihren Namen nicht zur Verfügung stellen für eine klare Position dagegen?! Vielleicht, weil die Kirchen sich ruhig stellen lassen durch Kirchensteuern, Privilegien und Spenden?

Unser Sozialgefüge gerät in Schieflage. „Wir müssen reden!“
Rechtsfreie Räume sind entstanden, Parallelwelten, richtige Subkulturen mitten unter uns. Kinder sind betroffen, schwangere Frauen, Kranke ohne Versicherung…! Arbeitsstrich, Straßenstrich, Zwangsprostitution - alles da, auch hier bei uns! Solches nimmt in Kauf, wer diese Parallelwelten und Subkulturen zulässt. Unser Sozialgefüge gerät immer mehr in eine bedrohliche Schieflage! Die Reaktion der Kirchen darauf fällt verhalten aus. Ist es die Angst, potente Kirchensteuerzahler zu verärgern? Ist es das Bewusstsein, dass auch in kirchlichen Krankenhäusern und Altenheimen „Outsourcing“ kein Fremdwort ist. Es muss geredet, gestritten und gehandelt werden! Wie tief will die Gesellschaft, die Politik, die Kirche sich vor der Wirtschaft verneigen und wie schamlos will sie sich dabei prostituieren?

Gott lässt die Armen zu ihren Recht kommen. Wir auch?
Als Christen haben wir den Mut, die Welt anders zu denken und anders in der Welt zu leben. Papst Franziskus sagt: "Solange die Probleme der Armen nicht von der Wurzel her gelöst werden, indem man auf die absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation verzichtet und die strukturellen Ursachen der Ungleichverteilung der Einkünfte in Angriff nimmt, werden sich die Probleme der Welt nicht lösen und kann letztlich überhaupt kein Problem gelöst werden.“ Evangelii gaudium (202).

Gott lässt die Armen zu ihrem Recht kommen. Gott steht auf der Seite der Kleinen und Schwachen. Dann muss die KAB genau dort stehen. Die Kirche muss nach den Worten des Papstes zuallererst eine "arme Kirche für die Armen" (EG 198) sein, die an die Ränder der Gesellschaft geht. Ihm sei eine verbeulte und beschmutzte Kirche, die auf die Straße geht, lieber als eine Kirche, die sich verschlossen und bequem an die eigenen Sicherheiten klammere. Zu den Bedürftigen zählt er auch die Opfer neuer Formen von Sklaverei wie die Ausgebeuteten in der Arbeitswelt und der Prostitution. Es gebe viele Arten von Mittäterschaft, so der Papst; das bequeme Schweigen zähle dazu.

Faire Anwerbung. Festanstellung. Sprachkurs. Sozialer Wohnungsbau. Tun, was man kann.
Anfang 2019 habe ich mit einigen Fachleuten und Engagierten den gemeinnützigen Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ gegründet. Wir wollen Arbeitsmigrant*innen aus Ost- und Südosteuropa stark machen und so dazu beitragen, dass ihre Integration gelingt. Wir machen das öffentlich, was alltäglich ist, aber von vielen nicht für möglich gehalten wird. Wir wollen Bremsklotz sein, wollen die Maschinerie anhalten. Arbeitsmigrant*innen müssen Zugang zum Recht erhalten. Rechtsverletzungen müssen verfolgt und geahndet werden. Die Wahrnehmung von Rechten darf nicht von der Sprachkompetenz und den finanziellen Mitteln abhängen. Ganz ähnlich sehe ich die Aufgaben der KAB: Menschen stark machen, die „Unsichtbaren“ sichtbar machen, Unrecht beim Namen nennen und Veränderung lautstark einfordern. Dafür treten wir ein: Bekämpfung des Menschenhandels durch faire Anwerbung von Arbeitsmigrant*innen, Festanstellungen mit der Möglichkeit zum Spracherwerb und zur beruflichen Qualifikation, menschenwürdiger, bezahlbarer, familiengerechter Wohnraum (sozialer Wohnungsbau!), Integration der Arbeitsmigrant*innen und ihrer Familien in Arbeitswelt und Gesellschaft, stärkere Kontrolle der Hotspots von Arbeitsausbeutung und Mietwucher in der Fleischindustrie, Logistik, Hotellerie, 24-Stunden-Betreuung und weiteren Branchen. KAB soll das tun, was sie am besten kann: Sehen – Urteilen – Handeln!

„Dem Rad in die Speichen fallen.“
Der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt, es könne die Situation eintreten, in der es für die Kirchen darauf ankäme „nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen“. Für die KAB als Teil von Kirche bedeutet das: Denen helfen, die unter die Räder geraten sind, und zugleich die Räder moderner Sklaverei anhalten. Damit sich wirklich etwas ändert, wie mein Bruder Florian es mit Zorn und Ungeduld einfordert.


Autor: Peter Kossen, Pfarrer in Lengerich.
November 2022

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