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KAB Diözesanverband Münster

Nikolausaktion 2024: KAB überrascht LKW-Fahrer*innen

Münster. Dragan ist seit drei Wochen unterwegs und freut sich, dass es nun langsam nach Hause geht. Karam (*Name geändert) fährt einen LKW mit litauischem Kennzeichen und tourt seit Monaten ohne längere Pause durch Europa. Beide wohnen in diesen Wochen in ihren LKWs, genauer: in deren Fahrerhäusern. Den zweiten Adventsonntag verbringen sie auf der Raststätte Münsterland Ost an der A1. Dort, wo am Vormittag gut 20 Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) an den langen Park-Reihen der LKWs entlanggehen, an Fahrertüren klopfen und prallgefüllte, rote Nikolaus-Tüten durch die geöffneten Fenster und Türen übergeben. Spätestens wenn die Fahrer*innen die Karte mit „Danke“ sehen, formuliert in 13 Sprachen, beginnen die Augen der Beschenkten zu strahlen und sie verstehen: keine Abzocke von zwielichtigen Verkäufer*innen, sondern ein unerwartetes Geschenk.

2300-mal Danke auf über 40 Rastplätzen und Raststätten
„Wir wollen uns bei den LKW-Fahrern und Fahrerinnen für ihre Arbeit bedanken und ihnen unsere Anerkennung ausdrücken“, sagt Marlies Jägering vom KAB-Stadtverband Münster. Das sei die Idee der bistumsweiten Aktion „Nikolaus im Fahrerhaus“. 30 Gruppen zwischen Vechta und Moers haben in der letzten Woche etwa 2300 Tüten gepackt - mit gespendeten Süßigkeiten, Plätzchen, Kaffee, Tee, Orangen und Alltagsgegenständen wie Duschgel und Zahnpasta. In jeder Tüte steckt außerdem ein Schoko-Nikolaus. Auf über 40 Rastplätzen im Bistum Münster, bei Hildesheim, Osnabrück und im Emsland verteilen sie am zweiten Adventssonntag ihre Tüten samt Karten.

Sich als Verbraucherinnen und Verbraucher für Fahrer*innen stark machen
Die bekannte Moderatorin und Schirmherrin der Aktion Yvonne Willicks packt am Rastplatz Neuenfelde mit an. Gemeinsam mit der KAB Moers Meerbeck verteilt sie Tüten und Dankeskarten und bekommt einen Eindruck vom anstrengenden Leben der Berufskraftfahrer. „Wir Verbraucherinnen und Verbraucher müssen noch mehr darauf pochen, dass die Waren, die wir brauchen, auch unter fairen Arbeitsbedingungen transportiert werden“, sagt Willicks, die seit vielen Jahren im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) engagiert ist.
 
Viele Fahrer*innen – viele persönliche Geschichten
Auf dem Rastplatz Münsterland Ost unterhält derweil Martin W. mit seinem Saxophon die parkenden Fahrer*innen und die KAB-Helfer*innen. Der LKW-Fahrer gegenüber öffnet die Tür und lauscht dem kostenlosen Saxophon-Konzert. Die KAB-Leute kommen mit einem älteren Fahrer aus der Ukraine ins Gespräch. Er müsse noch fahren, weil seine Familie dringend das Geld brauche, gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit des Krieges, erzählt er. Es gibt viele solcher Geschichten, das erfahren auch die KABler*innen aus Hamm und Umgebung, die am Rastplatz Rhynern-Nord unterwegs sind. Sie treffen auf Fahrer*innen aus Polen, Serbien, Belarus, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine. Einige, so erfahren die KABler*innen, werden Weihnachten wieder bei der Familie sein, doch auch viele eben nicht. Eine Fahrerin aus Italien habe erzählt, dass sie diesem für sie extrem schwierigen Beruf nachgeht seit ihr Mann verstorben und sie die Ernährerin der Familie mit fünf Kindern ist. „Das hat uns schon tief berührt“, sagt Wolfgang Kollek, KAB-Diözesanvorsitzender aus Hamm.

Zwei Quadratmeter Leben
Auf die Frage, was sie an Sonntagen auf den Rastplätzen machen, zucken die meisten zunächst mit den Schultern. Schlafen, sagt Karam, der gerade aus dem Fahrerhaus auf dem Rastplatz Münsterland Ost geklettert ist. Mit der Familie telefonieren, kochen, ergänzen andere. Die meisten kochen selbst, denn das Essen in einer Raststätte ist für sie viel zu teuer und auf einfachen Parkplätzen gibt es gar keine Versorgung. Sie kochen auf improvisierten Kochstellen neben den Trucks oder auf den Ladeflächen. Die Wasserkanister für Mahlzeiten oder Zähneputzen stehen auf dem Beifahrersitz. Zwei Quadratmeter Leben. Die erste Reihe der LKWs steht mit dem Fahrerhaus direkt an der Autobahn. Kein Sichtschutz, kein Lärmschutz.

Gesetze zugunsten der Fahrer*innen durchsetzen
Mit Schoko-Nikolaus und Dankeskarte allein ändert sich für die Fahrer*innen noch nicht viel, weiß Sigrid Audick, Mitorganisatorin der Aktion. Wichtig sei, öffentlich auf die schlechten Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. Die Fahrer*innen seien wochenlang im LKW unterwegs, ohne Heimaturlaub, ohne Zugang zur ärztlichen Versorgung und ohne menschenwürdige Unterkünfte auf den Parkplätzen.
Dabei gäbe es bereits heute Lösungen, Erleichterungen. „Mehr Kontrollen, die die bestehenden Gesetze zugunsten der Fahrer*innen durchsetzen, kostenfreie Sanitär- und Sozialräume auf den Rastplätzen und kostenloser Zugang zu Trinkwasser“, schlägt KAB-Frau Audick vor. Und vor allem: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit auf der gleichen Autobahn“, so die Forderung der KAB, die sich politisch für eine Verbesserung der Arbeitssituation einsetzt.

Text: Heike Honauer
Foto: Ulrike Klorer
09.12.2024

 

Nikolaus im Fahrerhaus 2024: Schirmherrin Yvonne Willicks (vorne, 3. v. li.) unterwegs mit der KAB Moers Meerbeck um Henriette Kniely (2. v. li.) auf dem Rastplatz Neuenfelde. Foto: Ulrike Klorer

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