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KAB Diözesanverband Münster

„Falsche Propheten schädigen die Demokratie“

Xanten: Nikolaus-Groß-Gedenken zum Geburtstag mit Gästen aus Berlin

Xanten. „Wer an das Leben glaubt und ihm vertraut, den enttäuscht es nicht“. An diese feste, gläubige Überzeugung des Widerstandskämpfers Nikolaus Groß erinnerten sich im Gottesdienst Menschen der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der St. Victor-Propstei in Xanten. Im „persönlichen Glaubenszeugnis“ anstelle der Predigt erklärte Dr. Michael Schäfers, Grundsatzreferent der KAB Deutschlands, die Aktualität des politischen Wirkens von Groß im 80. Jahr nach seiner Hinrichtung. Nikolaus Groß, seliggesprochen 2001, war zunächst Bergmann und später Chefredakteur der auflagenstarken Westdeutschen Arbeiterzeitung, die 1938 eingestellt wurde. Das 25-jährige Jubiläum der Seligsprechung wird 2026 gefeiert.

Zugleich wurden zur Messe in der Niederrhein-Stadt Xanten Aktive der KAB des Erzbistums Berlin mit dem „Licht von Xanten“ ausgezeichnet. Jährlich wird dafür vom NRW-weiten Arbeitskreis Nikolaus Groß eine Kerze gesegnet und als Licht verliehen – sie steht für Arbeit der Geehrten im Geist des Nikolaus Groß. Die Berliner pflegen seit Jahrzehnten am Gefängnis und der früheren Hinrichtungsstätte Plötzensee das Gedenken an Groß und den deutschen Widerstand. In Plötzensee wurde Groß 1945 am Strang ermordet: So verantworten die Berliner*innen dort Jahr für Jahr das politisch betende Gedenken an ihn und viele NS-Opfer. Von KAB-Widerständlern blieb nach der Verbrennung ihrer Leichen nichts, es bleibt allein das Licht und in der Xantener Märtyrer-Krypta die Nachbildung der Grubenlampe des Bergmannes. Vom Glauben angetrieben und in Sorge um die Gesellschaft sowie seine neunköpfige Familie wollte Nikolaus Groß Licht in die Dunkelheit der NS-Herrschaft tragen und für menschliche Werte aufstehen.

Für Dr. Michael Schäfers bleibt dieser Kampf für Menschenwürde und Demokratie besonders wichtig. Der Geist und das Tun der Widerständler sei gerade heute in Zeiten vorbildlich, wo politisch Extreme den Menschen und dem demokratischen Staat zusetzten. So erinnerte der Kölner KAB-Referent an den NS-Justizmord an Groß. Im O-Ton der Worte des Seligen belegte er das Bild des siebenfachen Vaters als Mahner und Beweger. Davon zeugte schon vor Hitlers Machtübernahme ein eindringlicher öffentlicher Appell des Kölner KAB-Widerstandskreises um Präses Otto Müller, Nikolaus Groß und Bernhard Letterhaus. In ihrem Dokument forderten sie 1932 den Reichpräsidenten Hindenburg und den deutschnationalen Kanzler Franz von Papen auf, die Weimarer Verfassung zu schützen und die Demokratie zu verteidigen.

,,Groß“, so Dr. Schäfers, „mahnte außerdem mit dem Aufruf ,Wehret den Anfängen´.“ Groß habe auch Katholiken kritisiert. Er beschrieb Straßenbilder dieser Jahre mit Menschen, die ,,wie falsche Propheten mit dem Kreuz auf der Fahne daherkommen und die Herzen der Menschen verwüsten.“

Auch heute würden einfache Parolen in Städte, über Straßen und in Dörfer getragen, Sündenböcke an den Pranger gestellt, durch Ausgrenzung und Spaltung die Demokratie und das soziale Zusammenleben vergiftet. Im Gottesdienst prangerte Schäfers auch das Reden des rechten AfD-Kopfes Björn Höcke an: „Vermisst seit 1945… Adolf, bitte melde Dich!“  Dr. Schäfers ergänzte das durch ein Zitat des Höcke Parteigängers Benjamin Nolte: ,,Ein homogenes deutsches Land soll werden und der ,Rest´ gehört ausgewiesen, abgeschoben…“  Das erinnere fatal das an das Denken und den Jargon der Nazis, warnte Schäfe
Der KAB-Grundsatzreferent bewegte die Menschen im fast vollen Xantener Dom, sie applaudierten für seine Klarheit und seine Analysen. Im Anschluss an die Messe mit Propst Stefan Notz (Xanten) und Michael Prinz, Münsteraner KAB Diözesanpräses, trafen sich Seelsorger wie Mitfeiernde bei einer Diskussion mit Schäfers und den Berliner Gästen.

Text und Foto: Ulrich Wilmes

KAB-Diözesanpräses Michael Prinz (li) übergibt die Auszeichnung „Licht von Xanten“ an die KAB Berlin. Foto: Ulrich Wilmes

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