Wie jedes Jahr feiern wir das Fest der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Ostern ist ein Fest des Lebens. Ein Fest, das nahelegt: Vertraue, dass nicht Hass, Rache und Tod siegen werden sondern die Liebe und das Leben. Doch wie Ostern trauen und feiern in diesen Zeiten, frage ich mich.
In diesem Jahr ist mir die Angst der Jüngerinnen und Jünger Jesu sehr nahe.
Nach Jesu Anklage und Kreuzigung sind sie sind tief erschüttert über den gewaltsamen Tod Jesu. Angst hält sie gefangen, die Umstände rundherum deuten auf Untergang, auch auf den eigenen Tod. Hoffnung scheint vermessen. Wo soll sie auch herkommen?
Ich selbst bin zutiefst erschüttert über den gewaltsamen Tod vieler unschuldiger Menschen in der Ukraine und überall dort, wo Völker im Krieg leben, kämpfen, sterben. Krieg setzt das Menschsein außer Kraft. Das Reden von Menschenwürde und Menschenrechte wird zur Farce.
In der biblischen Erzählung kommt Jesus als Auferstandener ins Zentrum der von Trauer und Hoffnungslosigkeit gequälten Jünger*innen. Die Freundinnen und Freunde Jesu erfahren:
Erschütterung und Angst werden von ihm durchbrochen. Jesus bricht die Mauern der Seele auf und spricht den Ängstlichen Mut zu, mit seinem Friedensgruß. Es ist die Liebe Gottes, die durch Jesus zu den Menschen spricht, die sagt: Ich bin bei euch, ich leide mit euch, ich bin der Beweis dafür, dass Gott euch nie verlässt.
Dieser Beweis der Liebe Gottes schenkt Freude und damit Zuversicht. Die Freundinnen und Freunde Jesu gewinnen Kraft zum Leben in ihrer angsterfüllten Lebenssituation. Die Gewalt, der eigene Tod, die Anfeindungen der Menschen, all das ist nicht weg, aber die Jüngerinnen und Jünger erkennen im Auferstandenen ihren Lebensmeister.
Der Lebensmeister der Jüngerinnen und Jünger will auch unser Lebensmeister sein.
Kann sein Friedenswort mir zum Lebenswort werden auch in diesen Zeiten, die von Unfrieden, Mord, Krieg und Unmoral gekennzeichnet sind?
Können wir mit dem Auferstandenen die Menschheit zu einem friedvollen Miteinander in Gerechtigkeit, Frieden und Liebe führen?
„Ich glaube daran“. So endet jede Strophe eines Liedes im Gesangbuch Gotteslob (Lied Nr. 826).
„Ich glaube daran.“ So beginnt jeder Tag meines Lebens und so wächst meine Zuversicht.
In dieser Zuversicht wünsche ich allen ein gesegnetes Fest der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus
Euer Michael Prinz, Diözesanpräses.
