Dülmen. Ist ein Lohn schon deshalb gerecht, weil er von Tarifparteien ausgehandelt wird? Die Bezirksversammlung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Coesfeld diskutierte mit Josef Meiers, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmer-Organisationen (ACA), aus Dülmen und Werner Schniedermann, Bundessprecher der Initiative „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ darüber, wie faire und existenzsichernde Löhne in Deutschland erreicht werden können. Außerdem wählte die Versammlung ihr Bezirksleitungsteam für die nächsten zwei Jahre.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte Christoph Noelke, Sozialdezernent der Stadt Dülmen, in seinem Grußwort die Tarifbindung als Fundament einer fairen Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgebern gewürdigt.
Tarifbindung schützt Arbeitnehmer*innen.
Josef Meiers verwies in seinem Referat auf eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI), die besagt: Beschäftigte ohne Tarifvertrag erhalten im Durschnitt 11 % weniger Lohn als ihre Kollegen*innen, die nach Tarif bezahlt werden. Außerdem arbeiten sie wöchentlich etwa eine Stunde mehr. In Deutschland, so referierte Meiers, werden nur noch gut 50 % aller Beschäftigten nach Tarif bezahlt. Damit läge Deutschland in europäischen Vergleich nur im Mittelfeld auf Platz 14.
„Nur die Billigsten kriegen die Aufträge.“
Auch Werner Schniedermann kritisierte den Ausstieg vieler Arbeitgeber aus der Tarifbindung scharf. Dies habe, so Schniedermann weiter, beispielsweise bei Busunternehmen zu massivem Lohndumping geführt. Die Vergabepolitik bei Aufträgen sei ein Spiegelbild dieser Entwicklung: „Bei uns bekommt immer nur der Billigste die Aufträge“, klagt er. Hier müsse die Politik mit Rahmenbedingungen eingreifen. Ein Schritt sei, die Vergabe öffentlicher Aufträge an tarifgebundene Unternehmen zu koppeln. Das könne insgesamt die Tarifbindung stärken. Dabei gehe es um mehr als reine Lohnverhandlungen. „Die Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sei die Kernsäule der sozialen Marktwirtschaft, so Schniedermann. Wackelt diese Partnerschaft so sei der soziale Frieden in der Gesellschaft insgesamt gefährdet.
Bezirksleitungsteam gewählt
Im Anschluss an die Vorträge wählte die Versammlung ihr Bezirksleitungsteam. Gewählt wurden: Günter Schlicker, Adolf Klein (beide aus Werne), Mechthild Büning (Osterwick), Michael Kreuznacht (Merfeld), Viktor Becks, Ingrid Schlegel (beide Dülmen) und Theo Wulfert (Lünen). Bezirkspräses ist Antonel Lenghen aus Werne.
Ursula Steppke aus Dülmen stellt sich nicht mehr zur Wahl und verlässt das Bezirksleitungsteam nach vielen Jahren. Alle dankten Steppke für Ihr Engagement für den Bezirksverband Coesfeld.
Text: KAB
Fotos: Ulrike Klorer
23.04.2024
